Christus verlangt Sühne
Der Heiland verlangt die Sühne
Aus der Enzyklika Miserentissimus Redemptor, Papst Pius XI.
12 Tatsächlich nahm der Geist der Sühneleistung immer die erste und vorzüglichste Stelle ein in der Verehrung des Heiligsten Herzens Jesu. Nichts passt besser zu Ursprung, Eigenart, Kraft und Tugendübung dieser Andachtsform. Das bestätigen Geschichte und Leben, Liturgie und päpstliche Weisungen. Als Christus der Margareta Maria erschien, offenbarte er ihr die Größe seiner Liebe und klagte wehmütig über viel bitteres, brennendes Unrecht undankbarer Menschen. Möchten doch seine Worte in gläubigen Seelen fest haften bleiben und nie vergessen werden! Er sprach: „Siehe da dieses Herz, das die Menschen so sehr liebte und mit lauter Wohltaten überhäufte. Als Lohn für seine maßlose Liebe widerfuhr ihm Lauheit und Schimpf, und zwar mitunter sogar von Seelen, die eigentlich zum schuldigen Dienst besonderer Liebe gehalten wären.“ Um diese Schuld abzutragen, empfahl er unter anderem als seinen Herzenswunsch, im Willen zur Sühne am Tische des Herrn niederzuknien, in der sogenannten „Sühnekommunion“, und Sühnegebete und -andachten eine volle Stunde hindurch (man nennt sie mit Recht die Heilige Stunde) zu halten. Diese frommen Übungen hat die Kirche nicht nur gutgeheißen, sondern auch mit reichen Gnadenerweisen gesegnet.
Begründung der Sühneleistung:
Das Leiden Christi
13 Aber wie können denn solcherlei Sühneakte Christus in seiner Seligkeit als himmlischen König trösten? Da möchten wir antworten mit dem hier gut angebrachten Worte des hl. Augustinus: „Denk dir einen Liebenden, er versteht, was ich sage".[36]
Überschaut nämlich jemand, der Gott von Herzen lieb hat, den geschichtlichen Verlauf der Welt, so sieht und betrachtet er Christus, wie er sich für den Menschen abmüht, Schmerzen leidet, alles Harte trägt, wie er „wegen uns Menschen und wegen unseres Heiles“ vor Trauer, Angst und Schimpf fast erdrückt, ja zermalmt ist wegen unserer Frevel[37] und vermöge seiner Striemen uns gesund macht. All dies, was ein frommes Gemüt schaut, ist gewiss wahr. Denn aller Zeiten Menschensünden und -frevel waren die Ursache für die Hinrichtung des Gottessohnes. Die Sünden würden Christus heute nochmals einen ebenso schmerzlichen und wehen Tod bringen; jede von ihnen ist, als ob sie das Leiden des Herrn erneuere: Sie haben, soweit es auf sie ankommt, den Gottessohn aufs neue gekreuzigt und ihn zum Gespötte gemacht.[38] Unsere Sünden lagen in der Zukunft, waren aber vorausgesehen; auch ihretwegen wurde Christi Seele todtraurig. Unsere Sühne sah er gleichfalls voraus; wer dürfte zweifeln, dass er auch aus ihr sich etwas Trost holte, schon damals, als vom Himmel ihm ein Engel erschien,[39] um sein von Ekel und Angst gepeinigtes Herz zu trösten? Tatsächlich können und sollen wir so sein heiliges Herz, das von Sünden des Undanks immerfort verwundet wird, auch jetzt wundersam und doch wahrhaftig trösten. Wie wir auch in der heiligen Liturgie lesen, klagt ja Christus darüber, dass seine Freunde ihn verlassen haben, mit den Worten des Psalmisten: Schmach bricht mir das Herz und Jammer; ich hoffe auf Mitleid, aber vergebens; auf Tröster, und finde keinen.[40]
- Das Mit-Leiden des mystischen Leibes
14 Dazu kommt, dass Christi Sühneleiden sich in seinem mystischen Leibe, der Kirche, erneuert, sozusagen fortsetzt und zu Ende auswirkt. Denn, um wiederum Worte des hl. Augustinus[41] zu gebrauchen: „Christus hat alles gelitten, was er hat leiden müssen; am Vollmaße seines Leidens fehlt jetzt nichts. Also sind die Leiden erfüllt; aber am Haupte: es fehlten noch Christi Leiden an seinem (mystischen) Leibe“. Das wollte gelegentlich auch Christus der Herr klarmachen: Noch immer brannte Saulus vor Wut und Mordgier gegen die Jünger des Herrn.[42] Da sprach Jesus zu ihm: Ich bin Jesus, den du verfolgst.[43]Hiermit gab er deutlich zu verstehen, dass in den Verfolgungen gegen die Kirche das göttliche Haupt der Kirche selbst befehdet und gepeinigt wird. Christus leidet heute noch in seinem mystischen Leibe; er sehnt sich deshalb mit Fug und Recht darnach, uns mit seiner Sühne verbündet zu wissen. Das gleiche fordert geradezu unsere Verwandtschaft mit ihm: Wir sind Christi Leib und als Teile seine Glieder;[44]jedes Leid des Hauptes müssen mit ihm alle Glieder leiden.[45]
Dringlichkeit der Sühne heute:
Die verfolgte Kirche
15 Heutzutage drängt sich die Notwendigkeit solcher Buße und Sühne handgreiflich jedem auf, der gemäß unserem Eingangswort mit Auge und Gemüt die Welt von heute prüft, wie sie in der Gewalt des Bösen liegt.[46] Von allen Seiten gellen an Unser Ohr die Wehrufe von Völkern, deren Fürsten oder Führer sich wahrhaftig verbündet und verschworen haben wider den Herrn und wider seine Kirche.[47] In jenen Ländern sehen wir alles göttliche und menschliche Recht vergewaltigt. Da werden Kirchen niedergerissen und zerstört, Ordensgeistliche und Klosterschwestern aus ihrem Heim vertrieben und mit Spott, Rohheit, Hunger und Kerker gequält; Scharen von Knaben und Mädchen vom Mutterschoße der Kirche weggeraubt und obendrein dazu verführt, Christus abzuschwören und zu lästern, verführt zu schlimmen Unzuchtsünden; das ganze Christenvolk, atemlos gehetzt und versprengt, schwebt in ständiger Gefahr, entweder vom Glauben abzufallen oder eines harten Todes zu sterben. Die Dinge sind wirklich so traurig, dass man gesagt hat, mit solchen Vorgängen kündige und zeige sich jetzt schon der Anfang der Wehen[48] an, die der Mensch der Sünde bringen wird, der über alles sich erhebt, was Gott heißt oder Heiligtum.[49]
Missstände unter den Christen
16 Aber noch mehr zu beklagen ist es, ehrwürdige Mitbrüder, dass selbst unter den Gläubigen, die in der Taufe durch das Blut des unbefleckten Lammes abgewaschen und mit Gnade reich beschenkt wurden, so viele Leute jeden Standes sich finden, die an unglaublicher Unkenntnis der Religion kranken und sich von falschen Lehren anstecken lassen. Ihr Leben verstrickt sich in Sünde. Fern vom Vaterhause tragen sie schwer am Leben. Kein Strahl von wahrem Glauben leuchtet hinein. Keine Hoffnung auf kommende Seligkeit bringt etwas Freude. Kein Funke von Liebe gibt Trost und Wärme. Wahrhaftig, man sieht es ihnen an: sie sitzen in Finsternis und Todesschatten. Und weiter, bei den Gläubigen reißt immer mehr die Gewohnheit ein, um kirchliche Zucht und altehrwürdige Ordnungen, die das ganze Christenleben tragen, die häusliche Gemeinschaft regeln, die Heiligkeit der Ehe schützen, sich nicht zu kümmern. Die Kindererziehung wird arg vernachlässigt oder vor lauter weichlichem Getue um ihre Kraft betrogen; der Kirche wird sogar die Möglichkeit genommen, die Jugend christlich zu erziehen. Es ist zum Weinen, wie man im Leben und, zumal unter Frauen, im Verhalten christliches Schamgefühl vergisst. Gier nach Flitter lässt alle Zügel schleifen. Politisches überspannt man. Nach Volksgunst hascht man gewissenlos. Rechtmäßige Gewalt lehnt man ab. Das Wort Gottes schätzt man gering; und so bringt man den Glauben ins Wanken oder in die nächste Gefahr.
17 All dieses Elend aber machen einige zum Überfließen voll mit ihrer feigen Schlaffheit. Im Glauben schwankend, lassen sie wie die schläfrigen, fliehenden Jünger Christus jämmerlich im Stich, indes er vor Angst erdrückt oder von Teufelsknechten umstellt ist. Und nun gar die Treulosigkeit bei anderen! Dem Judas schauen sie seinen Verrat ab. In gottesräuberischem Frevelsinn treten sie an den Opferaltar. Oder sie laufen ins feindliche Lager hinüber. So kommt einem unwillkürlich in den Sinn, die Zeiten seien jetzt im Heranrücken, von denen unser Herr geweissagt hat: Weil die Bosheit übergroß geworden, wird in vielen die Liebe erkalten.[50]
Aus der Enzyklika Miserentissimus Redemptor, Papst Pius XI.
12 Tatsächlich nahm der Geist der Sühneleistung immer die erste und vorzüglichste Stelle ein in der Verehrung des Heiligsten Herzens Jesu. Nichts passt besser zu Ursprung, Eigenart, Kraft und Tugendübung dieser Andachtsform. Das bestätigen Geschichte und Leben, Liturgie und päpstliche Weisungen. Als Christus der Margareta Maria erschien, offenbarte er ihr die Größe seiner Liebe und klagte wehmütig über viel bitteres, brennendes Unrecht undankbarer Menschen. Möchten doch seine Worte in gläubigen Seelen fest haften bleiben und nie vergessen werden! Er sprach: „Siehe da dieses Herz, das die Menschen so sehr liebte und mit lauter Wohltaten überhäufte. Als Lohn für seine maßlose Liebe widerfuhr ihm Lauheit und Schimpf, und zwar mitunter sogar von Seelen, die eigentlich zum schuldigen Dienst besonderer Liebe gehalten wären.“ Um diese Schuld abzutragen, empfahl er unter anderem als seinen Herzenswunsch, im Willen zur Sühne am Tische des Herrn niederzuknien, in der sogenannten „Sühnekommunion“, und Sühnegebete und -andachten eine volle Stunde hindurch (man nennt sie mit Recht die Heilige Stunde) zu halten. Diese frommen Übungen hat die Kirche nicht nur gutgeheißen, sondern auch mit reichen Gnadenerweisen gesegnet.
Begründung der Sühneleistung:
Das Leiden Christi
13 Aber wie können denn solcherlei Sühneakte Christus in seiner Seligkeit als himmlischen König trösten? Da möchten wir antworten mit dem hier gut angebrachten Worte des hl. Augustinus: „Denk dir einen Liebenden, er versteht, was ich sage".[36]
Überschaut nämlich jemand, der Gott von Herzen lieb hat, den geschichtlichen Verlauf der Welt, so sieht und betrachtet er Christus, wie er sich für den Menschen abmüht, Schmerzen leidet, alles Harte trägt, wie er „wegen uns Menschen und wegen unseres Heiles“ vor Trauer, Angst und Schimpf fast erdrückt, ja zermalmt ist wegen unserer Frevel[37] und vermöge seiner Striemen uns gesund macht. All dies, was ein frommes Gemüt schaut, ist gewiss wahr. Denn aller Zeiten Menschensünden und -frevel waren die Ursache für die Hinrichtung des Gottessohnes. Die Sünden würden Christus heute nochmals einen ebenso schmerzlichen und wehen Tod bringen; jede von ihnen ist, als ob sie das Leiden des Herrn erneuere: Sie haben, soweit es auf sie ankommt, den Gottessohn aufs neue gekreuzigt und ihn zum Gespötte gemacht.[38] Unsere Sünden lagen in der Zukunft, waren aber vorausgesehen; auch ihretwegen wurde Christi Seele todtraurig. Unsere Sühne sah er gleichfalls voraus; wer dürfte zweifeln, dass er auch aus ihr sich etwas Trost holte, schon damals, als vom Himmel ihm ein Engel erschien,[39] um sein von Ekel und Angst gepeinigtes Herz zu trösten? Tatsächlich können und sollen wir so sein heiliges Herz, das von Sünden des Undanks immerfort verwundet wird, auch jetzt wundersam und doch wahrhaftig trösten. Wie wir auch in der heiligen Liturgie lesen, klagt ja Christus darüber, dass seine Freunde ihn verlassen haben, mit den Worten des Psalmisten: Schmach bricht mir das Herz und Jammer; ich hoffe auf Mitleid, aber vergebens; auf Tröster, und finde keinen.[40]
- Das Mit-Leiden des mystischen Leibes
14 Dazu kommt, dass Christi Sühneleiden sich in seinem mystischen Leibe, der Kirche, erneuert, sozusagen fortsetzt und zu Ende auswirkt. Denn, um wiederum Worte des hl. Augustinus[41] zu gebrauchen: „Christus hat alles gelitten, was er hat leiden müssen; am Vollmaße seines Leidens fehlt jetzt nichts. Also sind die Leiden erfüllt; aber am Haupte: es fehlten noch Christi Leiden an seinem (mystischen) Leibe“. Das wollte gelegentlich auch Christus der Herr klarmachen: Noch immer brannte Saulus vor Wut und Mordgier gegen die Jünger des Herrn.[42] Da sprach Jesus zu ihm: Ich bin Jesus, den du verfolgst.[43]Hiermit gab er deutlich zu verstehen, dass in den Verfolgungen gegen die Kirche das göttliche Haupt der Kirche selbst befehdet und gepeinigt wird. Christus leidet heute noch in seinem mystischen Leibe; er sehnt sich deshalb mit Fug und Recht darnach, uns mit seiner Sühne verbündet zu wissen. Das gleiche fordert geradezu unsere Verwandtschaft mit ihm: Wir sind Christi Leib und als Teile seine Glieder;[44]jedes Leid des Hauptes müssen mit ihm alle Glieder leiden.[45]
Dringlichkeit der Sühne heute:
Die verfolgte Kirche
15 Heutzutage drängt sich die Notwendigkeit solcher Buße und Sühne handgreiflich jedem auf, der gemäß unserem Eingangswort mit Auge und Gemüt die Welt von heute prüft, wie sie in der Gewalt des Bösen liegt.[46] Von allen Seiten gellen an Unser Ohr die Wehrufe von Völkern, deren Fürsten oder Führer sich wahrhaftig verbündet und verschworen haben wider den Herrn und wider seine Kirche.[47] In jenen Ländern sehen wir alles göttliche und menschliche Recht vergewaltigt. Da werden Kirchen niedergerissen und zerstört, Ordensgeistliche und Klosterschwestern aus ihrem Heim vertrieben und mit Spott, Rohheit, Hunger und Kerker gequält; Scharen von Knaben und Mädchen vom Mutterschoße der Kirche weggeraubt und obendrein dazu verführt, Christus abzuschwören und zu lästern, verführt zu schlimmen Unzuchtsünden; das ganze Christenvolk, atemlos gehetzt und versprengt, schwebt in ständiger Gefahr, entweder vom Glauben abzufallen oder eines harten Todes zu sterben. Die Dinge sind wirklich so traurig, dass man gesagt hat, mit solchen Vorgängen kündige und zeige sich jetzt schon der Anfang der Wehen[48] an, die der Mensch der Sünde bringen wird, der über alles sich erhebt, was Gott heißt oder Heiligtum.[49]
Missstände unter den Christen
16 Aber noch mehr zu beklagen ist es, ehrwürdige Mitbrüder, dass selbst unter den Gläubigen, die in der Taufe durch das Blut des unbefleckten Lammes abgewaschen und mit Gnade reich beschenkt wurden, so viele Leute jeden Standes sich finden, die an unglaublicher Unkenntnis der Religion kranken und sich von falschen Lehren anstecken lassen. Ihr Leben verstrickt sich in Sünde. Fern vom Vaterhause tragen sie schwer am Leben. Kein Strahl von wahrem Glauben leuchtet hinein. Keine Hoffnung auf kommende Seligkeit bringt etwas Freude. Kein Funke von Liebe gibt Trost und Wärme. Wahrhaftig, man sieht es ihnen an: sie sitzen in Finsternis und Todesschatten. Und weiter, bei den Gläubigen reißt immer mehr die Gewohnheit ein, um kirchliche Zucht und altehrwürdige Ordnungen, die das ganze Christenleben tragen, die häusliche Gemeinschaft regeln, die Heiligkeit der Ehe schützen, sich nicht zu kümmern. Die Kindererziehung wird arg vernachlässigt oder vor lauter weichlichem Getue um ihre Kraft betrogen; der Kirche wird sogar die Möglichkeit genommen, die Jugend christlich zu erziehen. Es ist zum Weinen, wie man im Leben und, zumal unter Frauen, im Verhalten christliches Schamgefühl vergisst. Gier nach Flitter lässt alle Zügel schleifen. Politisches überspannt man. Nach Volksgunst hascht man gewissenlos. Rechtmäßige Gewalt lehnt man ab. Das Wort Gottes schätzt man gering; und so bringt man den Glauben ins Wanken oder in die nächste Gefahr.
17 All dieses Elend aber machen einige zum Überfließen voll mit ihrer feigen Schlaffheit. Im Glauben schwankend, lassen sie wie die schläfrigen, fliehenden Jünger Christus jämmerlich im Stich, indes er vor Angst erdrückt oder von Teufelsknechten umstellt ist. Und nun gar die Treulosigkeit bei anderen! Dem Judas schauen sie seinen Verrat ab. In gottesräuberischem Frevelsinn treten sie an den Opferaltar. Oder sie laufen ins feindliche Lager hinüber. So kommt einem unwillkürlich in den Sinn, die Zeiten seien jetzt im Heranrücken, von denen unser Herr geweissagt hat: Weil die Bosheit übergroß geworden, wird in vielen die Liebe erkalten.[50]