@Sanctus Bonifatius: Ich hab mir das Buch mal heruntergeladen. Mindest das, was über den Offenbarungsbegriff und Bonaventura steht, werde ich lesen, denn Bonaventura ist das Bindeglied zwischen Ratzinger und dem Schlüssel der heutigen Zeit, dem heiligen Franz von Assisi, dem Vorläufer der Zweiten Ankunft Christi. Es ist ja nicht Zufall, dass Ratzinger über Bonaventura habilitiert hat.
Ich behaupte nicht, dass das Vaticanum II kein Verbrechen gewesen sei und sage auch nicht, dass in Ratzinger kein Modernismus mehr steckt. Seine neue Haltung zum Dogma "Kein Heil außerhalb der Kirche" aber gibt zumindest mir den Eindruck, dass er sich mehr der Tradition zuwendet, und auch
@Eugenia-Sarto tat im damaligen Gloria.tv-Artikel diesen Eindruck kund. Und was Bischof Tissier de Mallerais über Ratzingers Hermeneutik feststellt, trägt alles eine mit 19 beginnende Jahreszahl, was ich ja mit der Suchfunktion schnell herauskriegen konnte. Er schreibt also nichts über Papst Ratzinger. Und die päpstliche Amtsgnade kann einen Papst schon verändert haben.
Von Rom ausgehende Auswirkungen auf den Glaubensverfall beziehen sich nur auf die Liturgiereform, und deren Basis ist vorkonziliar, denn all das hat Pius XII. grundgelegt. Der tote Buchstabe des V2 interessiert kein Schwein, aber dass nun die Gläubigen anstatt eines Messopfers eine Show sehen, die den Fersehshows in allen Belangen unterlegen ist, spricht eine deutliche Sprache: "Da geht es um nichts Übernatürliches. Der Fernseher macht bessere Shows." Und die Menschen verstehen diese Sprache der Psychologie.
Betreffs der aufgeweichten Lehre behaupte nur, dass die Wirkung von 1500 unklaren Seiten, die keiner liest, fast null ist. In der Kirche predigen die Priester, was sie an den Unis gelernt haben, was also ihre Professoren ihnen erzählt haben. Wenn es da Gemeinsamkeiten zum V2 gibt, dann liegt es daran, dass dieses ja von denselben Professoren oder Professoren ähnlichen Geistes stammt; das V2 bietet halt eine Zitierquelle mehr, und damit hat sich's. Solche in die Kirche und Unis eingeschleusten Professoren und nicht der tote Buchstabe eines Konzils haben die katholische Lehre aufgeweicht.
Das Entscheidende an der Aufweichung der Lehre ist dabei nicht, ob die katholische Kirche nun "mit großem Respekt auf die Muslime blickt" oder Ähnliches, sondern nur das, was den Menschen interessiert. Gibt es einen Himmel? Gibt es eine Hölle? Muss man in die Kirche gehen? Vorehelicher Geschlechtsverkehr sei ja jetzt erlaubt; das sei jetzt nicht mehr so streng, hörte ich einige Gläubie frohlocken. Je mehr aber alles egal ist, umso mehr sinkt auch der Glaube an den ewigen Lohn, ist man doch gewohnt, dass man sich auf Erden auch alles hart erarbeiten muss. Irgendwelche theologischen Feinheiten interessieren den Normalbürger aber nicht.
Ich habe hier auf gloria.tv Bemerkungen der Art "Medjugorje ist mein Bekehrungsort" oder "Amsterdam hat mich bekehrt" gelesen. Wir wissen, dass es sich hier um keine Marienerscheinungen handelt, aber trotzdem gnügen sie, um die Menschen wieder an das kirchliche Leben zu binden. Wenn die Leute nur zur Überzeugung gelangen, dass es eine Muttergottes gibt, machen sie das kirchliche Leben wieder mit und sind glücklich. Aber tiefgehender theologischer Disput interessiert sie kaum.
Wenn nun Ratzinger als Papst etwas in dieser Richtung geschrieben oder an Ostern oder Weihnachten gesagt hätte (etwa: "unzählige Menschen kommen in die Hölle, weil sie nicht mehr in die Kirche gehen; weil . . ."), dann hätte sowas eine enorme Wirkung gehabt. Sagt er es aber in modernistischer Weise, was ich immer noch befürchten würde, verpufft die Wirkung. Hier schadet also jegliche Art von Modernismus.
Mich würde dabei interessieren, ob denn etwa Pius X. solche einfachen Wahrheiten in irgenwelchen Rundschreiben noch zum Ausdruck gebracht hat. Oder darf sich da ein Papst nicht auf seine Priester verlassen, die dem einfachen Volk am nächsten sind?
Und dann wären wir wieder beim Ausgangspunkt. Diese Priester brauchen einen gewissen Schutz. Wenn sie nämlich bei solchen Predigten gleich von liberalen Bischöfen "zurechtgewiesen" werden - Pfarrer Doll etwa wurde von Kardinal Wetter gebremst, weil er gegen den Abtreibungsmord allzu deutlich gepredigt hat; das mache er, Wetter, selbst einmal im Jahr, und das genüge! -, dann können sie nicht mehr wirken.
Unter Papst Benedikt waren die liberalen Bischöfe etwas in Furcht. Erst als Kardinal Bergoglio die Macht übernahm, wurden sie mutig und feuerten etwa Tebartz van Elst. Und drum meine ich halt, dass es für gute Priester unter Benedikt einfacher gewesen wäre, den wahren Glauben zu verkünden, und dann solche auch Bischöfe werden hätten können.
Freilich wären auch so die Gläubigen nur ein kleiner Rest geblieben. Das aber ändert sich erst, wenn der Urgrund allen Übels angegriffen wird: die Evolutionslehre. Entweder mit Argumenten oder durch Eingreifen Gottes, wenn etwa Irlmaier sagt, dass er ein großes Kreuz am Himmel sehe und die Menschen sagen: "Es gibt einen Gott!" Sowas würde auch die Evolutionslehre vernichten.