Führende Kardinäle im nächsten Konklave: Warum Sarah nicht dabei ist
Thompson stellt jedoch fest, dass Franziskus Liberale ermutigt, die radikale Veränderungen wünschen:
"Es ist, als ob er bewusst den Weg für ein Konklave ebnet, in dem die Kräfte der Reaktion [= Katholiken] endgültig besiegt werden und ein neuer Papst hervorgehen wird, der die liberalen Veränderungen vornehmen wird, die Franziskus hätte durchführen können - aber aus Gründen, die niemand wirklich versteht -, nicht durchgeführt hat".
Viele Franziskus-Kardinäle haben genug von Franziskus
Pentin erwartet, dass ein "konservativerer" Papst gewählt werden könnte, sollte das nächste Konklave eher früher als später stattfinden. Er beobachtet viel Unbehagen unter den Kardinälen, die von diesem Pontifikat "genug" haben. Sie wollen, dass das Papsttum in sicherere Hände zurückkehrt, und sitzen die gegenwärtige Situation aus. Diese Kardinäle hegen seit einigen Jahren Bedenken, sprechen aber nicht laut darüber.
Pentin stellt fest, dass Franziskus bereits 67 der wahlberechtigten Kardinäle ernannt hat, und glaubt, dass nicht alle mit einem weiteren Franziskus weitermachen möchten.
Thompson wendet ein, dass Franziskus das Kardinalskollegium mit Gleichgesinnten wie dem Chicagoer Kardinal Cupich füllt und versucht sicherzustellen, dass ein "Liberaler" nach ihm gewählt wird.
Qualifizierte "konservative" Kandidaten wie der schnell in den Ruhestand versetzte Erzbischof Chaput von Philadelphia würden keinen roten Hut bekommen, denn Franziskus ernenne keine "traditionalistischen" Kardinäle, sagt Thompson.
Kardinal Parolin "Nur Befehle ausführen"?
Thompson und Pentin sprechen über einzelne Papabile. Einer von ihnen ist Staatssekretär Pietro Parolin. Für Pentin ist Parolin kein "Premierminister," sondern eher ein Kabinettssekretär, der Franziskus' Wünsche ausführt.
Pentin stellt die These auf, dass Parolin vielleicht "orthodoxer" als gedacht sei, aber einfach Befehle befolgt, einschließlich des katastrophalen China-Deals. Pentin erwähnt, dass Kardinal Zen von Hongkong meint, es sei genau umgekehrt.
Thompson antwortet, dass Pentins Erklärung Parolin "nicht entschuldigt", weil er persönlich in den Verrat an der chinesischen Kirche, den Ruin des Malteserordens und in fragwürdige Grundstücksgeschäfte verwickelt sei.
Kardinal Sarah kein Kandidat
Thomson bezeichnet Kardinal Robert Sarah als gläubig, intellektuell und konservativ. Er könne nur dann der nächste Papst werden, wenn das nächste Konklave schon bald stattfinde, da Sarah 75 Jahre alt ist.
Sarah würde niemals etwas Illoyales über Franziskus sagen und sei der Lieblingskandidat der Franziskus-Kritiker. Sarah kritisiere den westlichen Kapitalismus heftig und habe "eine apokalyptische Vision" von dem, was im Westen geschieht. Sarah sage, dass die liberalen gierigen Eliten die Spuren des Christentums ausmerzen und den Weg für eine dekadente und barbarische Zivilisation ebnen wollen.
Fast als Einziger unter den Kardinälen lehnt Sarah die Massenmigration in westliche Länder ab, weil sie sowohl den Herkunfts- als auch den Zielländern schadet.
Er hat klare liturgische Vorstellungen und unterstützt Benedikt XVI's Konzept, dass sowohl die Alte Messe als auch der Neue Ritus ein zentraler Teil des Erbes der Kirche seien.
Sarah hat jedoch keinen echten Einfluss auf die Liturgiekongregation, obwohl er sie leitet, weil Franziskus ihm das nicht erlaubt. Die Kongregation wird faktisch von Sarahs Sekretär, Erzbischof Arthur Roche, kontrolliert. Thompson nennt Roche einen ehrgeizigen Prälaten, der auf der Karriereleiter nach oben klettere.
Für Thompson ist Sarah wegen seiner Ineffektivität in der Liturgiekongregation und wegen seines Alters ein unwahrscheinlicher Papabile für das nächste Konklave.
Andere Kandidaten: Erdő, Tagle, Zuppi
Pentin glaubt, dass ein weiterer führender Kandidat der "Konservativen" der relativ unbekannte Budapester Kardinal Péter Erdő ist.
Über [pro-gay] Kardinal Luis Tagle sagt er, dass dieser gut mit jungen Menschen umgehen könne [- was für einen zukünftigen Papst nicht das erste Requisit wäre]. Wie Franziskus würde Tagle moralische Fragen nicht angehen, sondern sie eher "aufweichen" und jenen gefallen, die diese Themen auf der Seite lassen wollen.
Pentin weiss, dass Tagle auf der [infantilen] Jugendsynode von anderen Bischöfen gefeiert wurde. Als besorgniserregend bezeichnet er Tagles liturgische Positionen und seine Nähe zur Bologna-Schule, die vertritt und gutheißt. Das mache Tagle zu einem "liberalen" Kandidaten. Die Bologna-Schule meint, dass das Zweite Vatikanum eine neue Kirche geschaffen habe.
Thompson erwähnt noch den [pro-gay] Kardinal Matteo Maria Zuppi von Bologna und nennt ihn einen "Franziskus-Kontinuitätskandidaten", aber auch eine "nette" Person. Das sei eine Eigenschaft, "auf welche die Kardinäle nach Jahren der Spannungen achten".
Pentin könnte sich vorstellen, dass Zuppi zu einem Franziskus II. werden würde. Er sei jedoch freundlich zu allen, versuche, allen zu gefallen, hat sogar schon die Alte Messe gefeiert und hat für jeden eine passende Schublade.