Diskussion bei Günther Jauch: Es gibt keine reine Verhütungs-Pille danach
Meisner hatte am Donnerstag seine Position in dieser Frage präzisiert: Im Falle einer Vergewaltigung sei nichts gegen die Gabe von Präparaten einzuwenden, die eine Befruchtung verhindern. Allerdings seien nach wie vor jene Pillen ethisch nicht zu vertreten, die eine bereits befruchtete Eizelle an der Einnistung in der Gebärmutter hindern und dieser die Lebensgrundlage entziehen. Denn einer befruchteten Eizelle komme der Schutz der Menschenwürde zu.
Hintergrund für Meisners Erklärung ist der Umgang zweier katholischer Kliniken mit einem mutmaßlichen Vergewaltigungsopfer, der bundesweit für Schlagzeilen sorgte. Die Ärzten verweigerten eine Untersuchung der Frau mit dem Hinweis darauf, dass damit ein Beratungsgespräch über eine mögliche Schwangerschaft und deren Abbruch sowie über das Verschreiben der «Pille danach» verbunden sei.
Der Kölner Erzbischof sehe «die Spannung zwischen diesen Lebensmöglichkeiten» eines ungeborenen Kindes und einer vergewaltigten Frau und habe überdies deutlich gemacht, dass die «verantwortete Entscheidung» der Frau, egal wie sie ausfalle, zu respektieren sei, sagte Neher. «Das, finde ich, ist nicht wenig.»
Die nordrhein-westfälische Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) sagte, sie verstehe Meisners Erklärung so, dass dadurch die ärztliche Entscheidung und Therapiefreiheit wieder in die Hände der behandelnden Mediziner gelegt worden seien. Zugleich betonte die Ministerin: «Ich möchte, dass an allen katholischen Krankenhäusern sichergestellt wird, dass alle Frauen, die vergewaltigt wurden, Zugang zur 'Pille danach' bekommen.» Wer das Präparat letztlich verschreibe, sei nicht die entscheidende Frage.
Der Gynäkologe Bernhard von Tongelen betonte, das es eine von Meisner für zulässig erklärte «Pille danach» mit ausschließlich Empfängnis verhindernder Wirkung gar nicht gebe. Ähnlich äußerte sich der Chefredakteur des katholischen Fernsehsenders K-TV, Martin Lohmann. Er wünsche sich, so Lohmann, dass der Erzbischof von Köln noch einmal erkläre, «was er gemeint hat».
Zuvor hatte bereits die Erzbistümer Hamburg und Berlin signalisiert, dass es weiteren Gesprächsbedarf gebe. «Wenn es neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu den Wirkungsweisen der 'Pille danach' gibt, dann ist es notwendig und wichtig, dass sich die Kirche bundesweit damit auseinandersetzt», teilte das Erzbistum Berlin mit. Im Erzbistum Hamburg will sich laut Angaben eines Sprechers die Kommission für Medizin- und Gesundheitsethik in den kommenden Tagen mit dem Thema befassen.