Politisch gesehen wäre diese Entscheidung in der Tat kaum nachvollziehbar gewesen. Ratzinger und Bergoglio trennt sehr vieles und sie sind grundverschieden. Man darf aber die menschliche Komponente nicht vergessen. Ich habe oft hier geschrieben, und ich weiß und verstehe sehr wohl, was ich damit meine, dass Joseph Ratzinger ein in allen Hinsichten heiligmäßiger Mann ist. (Vielleicht, was mir ja …Mehr
Politisch gesehen wäre diese Entscheidung in der Tat kaum nachvollziehbar gewesen. Ratzinger und Bergoglio trennt sehr vieles und sie sind grundverschieden. Man darf aber die menschliche Komponente nicht vergessen. Ich habe oft hier geschrieben, und ich weiß und verstehe sehr wohl, was ich damit meine, dass Joseph Ratzinger ein in allen Hinsichten heiligmäßiger Mann ist. (Vielleicht, was mir ja auch gerne vorgeworfen wird, etwas gutmütig und naiv). Einer, der zuerst, das Gute in jedem Menschen sieht. Einer, der seinen unterlegenen Rivalen schätzt und respektiert. Ein Phänomen, das wir auch aus dem Sport kennen. Und Kämpfe (ich spreche hier vom Konklave 2005) müssen nicht entzweien, sie können auch in einem gewissen Maße zu Verbindungen führen. Franziskus ist da radikaler und konsequenter und arbeitet nur mit Leuten, die konsequent auf seiner Linie sind. Benedikt sah sich als Vertreter vieler katholischen Richtungen, stets um Ausgleich bemüht, was in der Tat vielleicht ein Fehler war, seinem Naturell und seinem Gottvertrauen aber entsprach. Was die momentane relative Wertschätzung der beiden Päpste (wenn Bergoglio denn legitimer Papst sein sollte, und in der Einschätzung von Benedikt ist er das) erklärt, ist auch das Amt des Papstes an sich. Es ist das höchste Amt, was man auf Erden haben kann. Ist als solches ja auch im profanen Sprachgebrauch eingegangen, z.B. Literatur-Papst. Die, welche ein solches Amt bekleidet haben, wertschätzen sich, unabhängig von divergierenden Auffassungen oder unterschiedlichem Führungsstil.