@Conde_Barroco Wo habe ich denn den Vorwurf des "Überladenen" gemacht??? - Sorry, war mir gar nicht aufgefallen... Bitte um Nachweis!
Natürlich gibt es auch gute und qualitätvolle Exemplare des Barocks. In meiner - zugegeben - kurzgefaßten, meinetwegen auch stark vereinfachten Darlegung ging es mir darum, die Geisteshaltung jener Zeitepoche wiederzugeben: Barock ist viel Theater! - Das hat in der Kirche eigentlich nichts zu suchen.
Außerdem: ich habe nicht von Holzfiguren gesprochen: auch ich weiß, daß man sie u. U. (es gibt genügend Holzfiguren, die nicht ausgehöhlt sind; übrigens auch im Barock!) aushöhlen muß. Ich habe von den Barock-Altären geschrieben: die hätte man auch von hinten verzieren können.
Zu Ihrer Information: GOTT SIEHT DAS! - Das ist mein Hauptargument: es geht zur Zeit des Barock gar nicht mehr in erster Linie um Gott, sondern um den "Zuschauer". Das war in der Gotik und in der Romanik noch ganz anders. Deshalb mein Beispiel mit dem Kölner Dom - der mir übrigens auch nicht besonders gut gefällt.
"Gesamtkonzepte" sind übrigens keine Erfindung des Barock: die hat es immer schon gegeben; nur wurden sie leider oft zerstört: gerade auch vom Barock! Wie viele gotische und romanische Kirchen wurden nicht in der Barockzeit mit großem Qualitätsverlust "modernisiert", daß nicht nur die gesamte Raumwirkung, sondern auch eben das Gesamtkonzept verlorenging!
Dennoch scheint uns auch etwas zu verbinden: die Liebe zu historistischen Kirchen.
Und zu Ihrer Information: zum Historismus gehört übrigens auch der sog. Neo-Barock...!

@Bethlehem 2014 : Sie haben von Bildhauerei gar keine Ahnung. Holzfiguren müssen ausgehöhlt sein, weil sie sonst reißen. Der Grund warum Figuren auf Barockaltären hinten nicht ausgearbeitet sind, ist ganz einfach: Man sieht sie von hinten nicht. Deshalb wurde sich nicht die Mühe gemacht, die Rückseite auszuarbeiten. Das ist übrigens ökonomisch gedacht. Auch die gotischen Figuren sind hinten ausgehöhlt. In den Schreinaltären der Gotik werden Sie das öfters sehen. Wenn Sie Figuren am Kölner Dom mit aus Holz gefertigten Altarfiguren vergleichen, so hinkt das Beispiel, denn die Figuren am Kölner Dom sind aus Sandstein, den man notgedrungen nicht aushöhlen kann und auch nicht muss.
Sie plappern übrigens die Vorurteile des Historismus nach, der den barocken Skulpturen jeglichen Kunstwert und Existenzberechtigung abgesprochen hat, weil sie angeblich "theatralisch" und "gekünstelt" seien. Dass barocke Skulpturen auf meisterhafte Weise Gefühle, Gemüt und Andacht zu vermitteln vermögen, so weit hat man damals gar nicht gedacht. Jede Haltung, jeder Blick ist in einer Barockkirche von vorne bis hinten durchdacht. Da hat man sich wirklich viel Mühe gegeben. Das musste man auch. Man musste die Gläubigen für den katholischen Glauben gewinnen. Das ging mit der mittelalterlichen Skulptur nicht mehr, denn damals war die Theologie und das christliche Abendland noch halbwegs in Ordnung.
Wenn eine Barockkirche den Himmel darstellen möchte, was ist für Sie dann Realität? Welche Realität suggerieren Ihrer Meinung nach gotische Figuren? Man hat zu jeder Epoche Eindrücke aus dem eigenen Leben in Skulpturen transferiert. Das war in der Romanik so, in der Gotik ebenso und im Barock und Rokoko auch, vom Historismus ganz zu schweigen. Die Kunststile unterscheiden sich in der Vergangenheit wenig voneinander, weil sie alle denselben Auftrag haben, nämlich Theologie darzustellen. Auch die heutige Kunst stellt Theologie dar und deswegen ist sie, wie SvataHora schon treffend bemerkt hat, stillos bzw. ich würde sagen ausdruckslos, weil die moderne Theologie kein Fundament hat. Sie hat den traditionellen Glauben ausgehöhlt und was davon zurückbleibt ist eine leere Hülle.
Bevor Sie ein derart vernichtendes pauschalisierendes Urteil über den Barock fällen, so würde ich Ihnen empfehlen, sich ernsthaft mit dieser Kunstrichtung auseinanderzusetzen. Vielleicht gefällt sie Ihnen dann mehr als Sie glauben. Es gibt hier in Deutschland umfassende Literatur zum Barock, was aber leider regional gesehen sehr unterschiedlich ist. Während Bayern in der Vergangenheit sehr viele Forscher hervorgebracht hat, die die heimatliche Kunst bis in die letzte Faser studiert haben, so sieht das Panorama in Mitteldeutschland und Norddeutschland eher mau aus. Leider.
Ich muss dem noch hinzufügen, dass ich als geschulter Kunsthistoriker einen sehr umfassenden Blick auf die sakrale Kunst gewonnen habe. Und ich kann durchaus behaupten, dass mir alle Stile ganz gut gefallen und sie allesamt als geeignetes Ausdrucksmittel theologischer Inhalte ansehe. Das liegt wohl auch daran, dass die traditionellen Kunststile keinen Bruch mit der Tradition darstellen, sondern aufeinander aufbauen. Deswegen erscheint es mir unmöglich, bei genauerer Reflektion, einen Kunststil als hässlich oder unangemessen zu bezeichnen. Ich bin einzig und allein ein Gegner der zeitgenössischen Kunst, weil sie nichts darstellt, weil sie ein Bruch mit der Theologie ist. Allen im Ganzen bin ich aber ein Fan der barocken Bildkunst, weshalb ich auch hauptsächlich in dem Gebiet forsche. Aber auch andere Stile sind mir in den letzten Jahren ans Herz gewachsen. So liebe ich original erhaltene Kirchen des Historismus. Sind sind vollständig ausgemalt und so wunderbar bunt! Im Grunde sind sie genauso wie der Barock, denn man so lauthals damals kritisiert hat. Eine echte historistische Kirche ist genauso ein Abglanz des himmlischen Jerusalems wie eine Barockkirche. Ebenso waren auch die mittelalterlichen Döme allesamt ausgemalt und mit mindestens 40-60 Altären ausgestattet. So viel zum Vorwurf des "Überladenen" beim Barock.

Omnia ad maiorem Dei gloriam.

Das ist doch wohl das mindeste, was das niedere Sünder-Geschlecht Gott an Ehre erweißen kann.
Heißt es nicht außerdem, dass eine Kirche ein Abbild des himmlichen Jerusalem ist? Dagegen ist das doch ein Peanut von einem Peanut.

Also ich bin überhaupt kein Barock-Fan! - Da ist vielzuviel "Theater" und zu wenig Realität! - In der Romanik und Gotik hat man die Altäre voll durchstukturiert: von unten bis oben und von vorne bis hinten. Und nicht nur die Altäre, sondern alles: die Figuren am Kölner Dom haben in -zig Metern Höhe auch von hinten ein komplett durchstrukturiertes Gewand. - Wenn ich mir die Barock-Altäre von hinten ansehe, sehen sie zumeist wie eine Bretterbude oder eine Kartoffelkiste aus - keinesfalls für die Liturgie geeignet. - Leider mangelt es mir natürlich eines rückwärtigen Bildes des besagten Hochaltares.
Für viel wichtiger halte ich übrigens, daß Hochaltäre "benutzt" werden: mit der "richtigen" Liturgie - versteht sich! - Alles andere wäre Theater - oder "Denkmalschutz".

Eine hoffnungsfroh stimmende Geschichte.